2012/12/25

Dive Vaders Maskenklar

Wie sieht denn das aus, wenn Dive Vader mit beschlagenem Visier unterwegs ist? Gerade bei der Dräger Panorama Nova Dive ist aufgrund der fehlenden Scheibenspülung ein Antibeschlagmittel durchaus empfehlenswert. Natürlich hält der Markt einen bunten Strauß an Produkten für den Kampf gegen beschlagene Masken bereit. Das Problem dabei: jede Menge unklare Zusatzstoffe und unangenehme Parfümierung, die ich dann ein bis eineinhalb Stunden konzentriert in meiner Atemluft habe. Nee, danke.

Also ist ironischerweise überhaupt nichts klar beim Maskenklar. Dabei geht es eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wo man nach geeignetem Material suchen muss...

Alles Klar beim Maskenklar?


Maskenklar-Produkte scheinen das neuzeitliche Pendant zu mittelalterlichen Pasteten oder dem Saumagen zu sein: keiner weiß, was darin so alles verwurschtet wurde. (Ich warte übrigens immer noch auf Auskunft von einem Importeur, aber das ist eine andere Geschichte.) Probleme sind mögliche Augenreizungen und Allergien. Bei einer Vollmaske atmet man außerdem die flüchtigen Bestandteile solcher Maskenklar-Mixturen auch noch zu allem Überfluss ständig ein. Daneben ist es nicht wirklich angenehm, wenn die Vollmaske auch noch wie ein Veilchen-Puff stinkt. Glauben etliche Menschen wirklich, dass Sauberkeit lediglich eine Frage eines intensiven Geruchs ist?

Spätestens bei Nanosprays wird es dann richtig übel: lungen- und gewebegängige Kleinstpartikel haben weder in der Lunge noch sonst im Körper etwas verloren, es sei denn zu klar abgegrenzten medizinischen Zwecken. Mich erinnert dieses jüngste Marketing-Unwesen im Tauchsportsektor an die radioaktive Zahnpasta Doramad: man hat keine Ahnung davon, was das Produkt anrichten kann und beansprucht stattdessen Wunderwirkungen. Gerade erst ist mir ein Vertreter für Tauchsportartikel mit dieser Attitude unangenehm aufgefallen. Vermuten wir zu seinen Gunsten Hanlons Rasiermesser.

Natürlich haben Nanopartikel sinnvolle Anwendungen, aber nicht als Maskenklar an einer Vollmaske. Bislang macht kein Anbieter dieser Produkte Angaben über die Hafteigenschaften sowie umgekehrt die Aufnahme der Partikel über Lunge und Bindegewebe der Augen und Nase. Aussagen wie «biologisch abbaubar» sind im Kontext von Mikropartikeln unwissenschaftlicher Unsinn. Nachweise fehlen.

Im Gegensatz beispielsweise zu einem «Nano-Autolack» sind beim Maskenklar die Kleinstpartikel einfach nur in einer Flüssigkeit gelöst. Sobald diese abgetrocknet ist, bleibt nur noch (je nach persönlicher Präferenz) Hoffen oder Beten, dass die Kleinstpartikel an der Maskenscheibe haften bleiben. Durch ausreichend Feuchtigkeit, wie beispielsweise stärkeres Schwitzen oder immer wieder einmal eindringende Wassertropfen, werden die Partikel abgespült und können in Mund oder Nase und damit in den Körper gelangen.

Dabei geht es doch so einfach, nur scheint das einfach zu einfach zu sein.

Klar und Rein


Nun ist es fast schon Anfängerwissen, dass man Maskenklar auch in Form von Spucke, Spühlmittel oder Flüssigseife bekommt. Leider reicht zumindest bei meiner Spucke die Macht bei der Dräger Vollmaske nicht aus, ein Beschlagen zuverlässig zu unterbinden. Und bei den typischen Spühlmitteln und Seifen spielt anscheinend der Geruch die Hauptrolle und es finden sich Unmengen an Füll- und Zusatzstoffen. Das will ich alles nun wirklich nicht über ein bis eineinhalb Stunden konzentriert in meiner Atemluft haben.

Klare Macht:
Darth Vaders Maskenklar.
Aus einem früheren Leben erinnerte ich mich noch an die (im einen oder andere Sinne) Kultserie Hobbythek mit Jean Pütz als bekanntem Schnauzbart. Eine der unzähligen Hinterlassenschaften dieser Serie ist ein sogenanntes Baukastensystem für Waschmittel, das ohne Duftstoffe und unnötige Füll- und Zusatzsstoffe auskommt. Vielleicht gibt es da noch mehr?

Dem Trauerspiel kommerzieller Maskenklar überdrüssig stiefelte ich also in ein Reformhaus und inspizierte die Ecke mit Reinigungsmitteln. Und in der Tat: ein Handspülmittel ganz ohne Duftstoffe und sonstigen Unrat. Es gibt verschieden Anbieter solcher «einfachen» Spülmittel, die Firma Spinnrad ist nur ein Beispiel. Man muss allerdings auch bei Produkten aus Reformhäusern darauf achten, dass sie keine unerwünschten Duftstoffe enthalten, denn das ist leider auch dort nicht mehr selbstverständlich.

Nebenan im Regal gab es neben diversen Tiegelchen und Töpfchen für den Gesichtsverputz auch noch kleine Sprayfläschchen. Genau richtig, um das verdünnte Spülmittel auf die Innenseite des Vollmaskenvisiers aufzutragen.

Ich verdünne dabei das Spülmittel ganz grob gesagt etwa 1:5 mit Wasser. Einfach einen Bodenschicht Spülmittel in die Sprühflasche hinein und dann mit Wasser auffüllen. Flasche verschließen und leicht schütteln. Fertig.

Bislang hat sich dieses einfache Maskenklar auch unter ungünstigen Bedingungen bewährt: bei Dauerregen, wenn alles feucht ist, bildet sich trotzdem der erforderliche Film auf der Innenseite des Visiers und funktioniert auch über eine lange Zeit hinweg. Selbst dann problemlos, wenn ich nach dem Anlegen der Vollmaske noch an Land eine Zeit warten muss. Da hat das kommerzielle Produkt bereits deutlich geschwächelt. Und das Primitiv-Maskenklar stinkt nicht und hinterlässt auch keine Duftnote in der Vollmaske.

Das alte kommerzielle Maskenklar-Zeugs entsorge ich nun guten Gewissens. Der Importeur spielt übrigens toter Mann und antwortet mir nicht mehr auf meine Nachfragen. Da möge jeder für sich selbst entscheiden, ob er bei einer solchen Firma noch Tauchzubehör kauft.

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