2012/12/25

UW-Filmmaterial mobil gesichert

Wenn ich mit meinen GoPro Heros unter Wasser filme, dann fällt eine ganze Menge Rohmaterial an. Bisher musste zwecks Sicherung immer der Laptop mit, sozusagen als überdimensionales Festplattengehäuse mit buntem Display. Jetzt aber nicht mehr: ab sofort genügt ein Tablet und eine doch etwas besondere mobile Festplatte...
Nachtrag: Leider haben sich gängige Wlan-Festplatten im Praxiseinsatz für das Sichern von Videomaterial als untauglich erwiesen. Sie sind auf dem drahtlosen Weg schlicht zu langsam. Ich bin deshalb auf eine auf das Sichern von SD-Speicherkarten spezialisierte Lösung der Firma Sanho umgestiegen: das Hyperdrive Colorspace UDMA2.
...und so sieht das zunächst einmal in der Übersicht aus:

Tauchvideos bequem unterwegs guggn und sichern.

Das Prinzip ist:
  • Die SD-Karte mit den Tauchvideos aus der GoPro Hero1/2/3-Kamera wird vom Tablet ausgelesen. Beispielsweise kann ich mir so das Rohmaterial von meinen Tauchgängen direkt auf dem Tablet anschauen.
  • Das Tablet ist per WLAN mit der mobilen Festplatte verbunden. Diese Verbindung hat zwei Aufgaben:
    • Lesen und Schreiben der Daten auf der Festplatte: beispielsweise, um die Tauchvideos von der SD-Karte auf die Festplatte zu sichern.
    • Durchgriff auf ein WLAN mit Internetzugang, beispielsweise in einer Tauchbasis, Hotel, Cafe, und der dergleichen. Ansonsten wäre ich auf der Festplatte gefangen und müsste immer zwischen den WLANs hin und her wechseln. Das entfällt zum Glück!
  • Die Festplatte hat auch gleich mehrere Funktionen:
    • sie stellt eine Windows-Freigabe für Dateien bereit, so dass ich meine Videodateien sichern kann.
    • sie hat ein Webinterface, um die Festplatte zu verwalten und zu durchforsten.
    • sie ist außerdem noch per WLAN mit einem Internetzugang verbunden (sofern gewünscht).

Warum das Ganze??


Insbesondere mit den bei den Hero2 und Hero3-Modellen nun endlich verfügbaren "Roh"-Modūs(*) werden die üblichen 16GB SD-Karten rasch voll. Außerdem möchte ich ganz gerne Sicherheitskopien haben, falls doch einmal etwas schief geht: es reicht bereits ein Firmware-Fehler, um das Videomaterial zu vernichten. Nicht, dass GoPro fehlerhafte Firmware ausliefern würde, nein, nein...

Vor einigen Jahren gab es einmal mobile Festplatten, die über einen SD-Kartenleser und eine einfache Kopierlogik verfügten. Einfach eine Karte eingesteckt und deren Inhalt wurde sofort auf die Festplatte gesaugt. Mit dem Aufkommen billigster Notebooks wurden diese Spezialgeräte schlichtweg überflüssig (zu teuer waren sie sowieso schon immer).

Nachdem nun Tablets allenorten auftauchen, kann man auf ihnen prima abends in netter Runde das Filmmaterial des Tauchtages anschauen. Leider reichen die Speicherkapazitäten der Tablets jedoch nicht zum Sichern beziehungsweise Archivieren bei einem Wochenende aus. Also musste der Laptop doch noch mit, und sei es nur als unhandliche Sicherungsstation. Leider nicht wirklich praktisch.

Aber in jüngster Zeit gibt es ein paar wenige Modelle «mobiler» Festplatten auf dem Markt, die wirklich mobil sind und dazu über einen eigenen Akku sowie WLAN verfügen. Also alles in Butter? Noch nicht ganz...

Produktmanagement: Willkommen in der Wirklichkeit!


Es könnte alles so schön sein, wenn da nicht die nicht ganz praxisgerechten Ideen aus dem Produktmanagement bei Seagate wären, wie ihre Produkte gefälligst einzusetzen sind. Das Ergebnis: eine eigentlich gute Grundidee mit brauchbarer Hardware, aber dann mit einer für uns unbrauchbaren Firmware ruiniert! Warum denn das?

Ausgerechnet die mobile WLAN-Festplatte von Seagate basiert auf einem schlichtweg völlig zu kurz gedachten Anwendungsfall: offensichtlich stellt man sich vor, dass die Festplatte immer nur daheim am PC per USB-Kabel «betankt» wird. Und unterwegs darf der Anwender nur per WLAN lesen (also nur brav konsumieren). Seine Bilder und Videos von unterwegs auf die Platte speichern? Völlig unvorstellbar!

Direkter USB-Anschluss am Tablet nicht möglich. :(
Halt: nehmen wir doch die USB-Schnittstelle...? Tja, leider, leider ist die mobile Platte zu Recht ein USB-Gerät mit hohem Stromhunger und meldet sich auch brav so an. Mit der Folge, dass ein Tablet zu Recht diesem Gerät die Leistung nicht freischaltet. Somit kann der Anwender von seinem Tablet aus per USB nicht auf die Platte zugreifen. Der Akku zudem leider in Verbindung mit dem USB-Anschluss nur geladen werden.

Und jetzt wieder den Laptop zum Betanken per USB mitzunehmen würde die ursprüngliche Intention ad absurdum führen. Auf die Idee ist aber offensichtlich bei Seagate niemand gekommen. Zu allem Überfluss scheint man auch die entsprechenden Hinweise im eigenen Hausforum geflissentlich zu ignorieren, weil man ja so klug im Produktmanagement ist.

Also technischer K.O. aufgrund von Inkompetenz im Produktmanagementso kurz vor der Ziellinie? Bitte noch nicht aufgeben; das Problem haben andere auch schon gehabt und ein findiger Entwickler hat sich dessen angenommen...

Die Zutaten


Als da wären...
  • ein Tablet mit SD-Karten-Leser: das Betriebssystem des Tablets ist egal, solange es direkt oder mittels einer App auf Windows-Dateifreigaben (sogenannte SMB- oder Samba-Shares) zugreifen kann. Je nach Tablet ist teilweise ein SD-Kartenleser bereits integriert oder kann oftmals angesteckt werden (so wie bei meinem Samsung Galaxy Note 10.1).
    • Android: hier leistet der kostenlose ES File Explorer exzellente Dienste.
    • iOS: keine Ahnung, aber es gibt hier anscheinend auch eine Software, die mit Windows-Dateifreigaben umzugehen versteht.
    • Windows Phone/Tablet: ...?
  • eine Seagate Satellite Wireless mobile Festplatte: die Satellite Wireless besitzt neben einem eigenen Akku auch noch WLAN-Funktionalität. Leider ist dieses Produkt im Auslieferungszustand noch unbrauchbar. Erst mit einer Modifikation wird es einsatzbereit.
  • gepimpte Plattenfirmware: dank der Modifikation (eigentlich Erweiterungen) von Hack Seagate Satellite wird aus dem ursprünglich unbrauchbaren Seagate-Produkt dann erst unsere mobile Sicherungsstation (nicht nur) für Tauchvideos. Es handelt sich hierbei nicht um eine geknackte Firmware, sondern wirklich um eine Systemerweiterung des Betriebssystems der Platte.
    • Zugriff per Windows-Share (Samba Dateiservice).
    • Durchreichen eines WLAN-Internetzugangs.
    • Dropbox-Synchronisation.
    • mini-DLNA-Service (mit DLNA habe ich bislang bei allen meinen Geräten nur bescheidene Erfahrungen gemacht).
    • iTunes-Server (wenn es denn unbedingt sein muss).
    • WebDAV-Server (Dateifreigabe per HTTP).
    • FTP-Server (wer's wirklich braucht, ist bei mir aus).
    • Eyefi-Server für die speziellen Eyefi SD-Karten, die einen WLAN-Teil integriert haben und ihren Karteninhalt automatisch hochladen können.

Das Rezept


Damit die Seagate WLAN-Festplatte endlich auch per WLAN unterwegs betankt werden kann, benötigt man zusätzlich zu der Festplatte selbst noch eine Firmware-Modifikation. Diese Modifikation kann man für aktuell US$35 beziehen, wobei diese Modifikation eine Erweiterung und keine vollständige Firmware darstellt. Es handelt sich also nicht um eine geknackte Firmware.

Das Ganze ist in dieser Form möglich, weil die Seagate-Festplatte neben dem Akku und dem USB-Anschluss noch einen eigenen kleinen Linux-Rechner mit an Bord hat. In dieses Linux-System spielt man dann die Modifikation entsprechend der Videoanleitung des Anbieters des Hacks ein. Das geht recht einfach, erfordert aber trotzdem ein gewisses Selbstvertrauen und Erfahrung im Umgang mit Computern und Terminalsitzungen.

Die Modifikation tauscht einerseits die ursprüngliche und (nicht nur) aus meiner Sicht kaum brauchbare Seagate-Weboberfläche der Festplatte gegen eine eigene aus. Mit dieser Weboberfläche kann man wie bisher durch die Dateien browsen und sich Bilder und Videos im Webbrowser ansehen. Das funktioniert mit einem modernen HTML5-Webbrowser wie Firefox ganz gut.

Der Clou ist aber, dass die Modifikation andererseits auch unter anderem einen Samba-Server einspielt. Dieser Server stellt dann die Festplatte als Windows-Freigabe per WLAN zur Verfügung. Und hierüber kann ich dann auch endlich unterwegs meine Videos auf die Festplatte einspielen.

Bei mir hakte das Aktivieren des Samba-Servers leider aus bislang unerfindlichen Gründen. Obwohl ich korrekt einen Anwendernamen und Passwort für den schreibenden Zugriff über die Weboberfläche der Festplatte vergeben hatte, funktionierte der Zugriff per Windows-Freigabe nicht.

Das Problem kann man selbst beheben:
  • zunächst einmal über das Web-Interface der Festplatte einen Benutzer und das Passwort für den Samba-Service einstellen.
  • Dann muss man sich per WLAN mit der Festplatte verbinden und per SSH eine secure shell session auf der Festplatte 172.25.0.1 starten.
  • In der shell: # /static/Data/1/opt/bin/smbpasswd_stdin.sh root meinpasswort
  • Warum auch immer: restart funktioniert nicht richtig, deshalb den Samba-Service erst stoppen, danach wieder starten.
  • # /static/Data/1/opt/bin/smb_control.sh stop
  • #/static/Data/1/opt/bin/smb_control.sh start
Ab sofort kann man sich nun über die Windows-Freigabe der Festplatte mit dieser verbinden und Daten aufspielen.

Das wär's dann auch endlich. Nun steht dem Filmen & Sichern unterwegs nichts mehr im Weg.

(*) tja, die Mehrzahl von Modus lautet Modūs und nicht etwa Modi. Das «ū» ist ein langes "u" ... die U-Deklination lässt grüßen! Und die Mehrzahl deswegen, weil die Raw-Modūs bei Hero2 und Hero3 unterschiedlich sind. Grmmml.

Keine Kommentare: