2014/03/27

Videomaterial mobil gesichert, Episode 2: Hyperdrive Colorspace UDMA2

Mobile Sicherung mit dem
Hyperdrive Colorspace UDMA2
Vor etwas über einem Jahr hatte ich mir eine mobile Wlan-Festplatte besorgt, um darauf unterwegs mein Videomaterial sichern zu können (was angesichts meines GoPro-Ärgers mit zerstörten Dateisystemen arg prophetisch war).

Leider kranken Wlan-Festplatten systembedingt an ihrer absolut mieserablen Übertragungs- und Arbeitsgeschwindigkeit von nicht mal einer Handvoll Megabyte pro Sekunde. Damit ist eine mobile Sicherung von Videomaterial nicht wirklich praxistauglich; die Übertragungsgeschwindigkeit reicht nur für ein bisschen Video schauen.

Also habe ich mich erneut auf Suche begeben und mir schließlich ein speziell für das Sichern von SD-Karten konstruiertes Gerät besorgt...

Odyssee im Speicherraum


Die Ergebnisse meiner Produkt-Recherche war arg übersichtlich: es existieren eigentlich nur noch zwei Hersteller, die auf das Sichern von CF- und SD-Karten spezialisierte mobile Geräte anbieten: NextoDI (Korea) sowie Sanho (VR China). Digital Foci scheint die Pflege ihres Picture Porter II eingestellt zu haben (letztes Update der Firmware datiert von 2011).

Ein wesentlicher Grund für die geringe Auswahl ist sicherlich, dass diese Geräte mindestens soviel wie ein einfaches Netbook kosten und im Gegenzug zumeist nicht einmal Videos abspielen können. Allerdings belegt ein Netbook deutlich mehr Platz im Gepäck. Trotzdem ist der Kundenkreis sehr überschaubar, da viele Kunden kein Bedarf für ein derart spezialisiertes Gerät zum Preis eines Netbook oder noch mehr haben. Andere Anbieter, wie Epson, haben diesen Markt deshalb inzwischen aufgegeben.

Die Geräte von NextoDI sind hier leider nur sehr schwer erhältlich. Wenigsten das Sanho-Gerät vom Typ «Hyperdrive Colorspace UDMA2» konnte ich hingegen über einen Händler hier in Deutschland rasch und problemlos bestellen, weshalb meine Wahl auch auf diesen Anbieter fiel.

Sanho Hyperdrive Colorspace UDMA2


Am übernächsten Tag hielt ich bereits ein Päckchen mit dem ordentlich in einer nett gestalteten Box (siehe Bild oben) verpackten Gerät in Händen. Darin fanden sich sicher verpackt die im Foto abgebildeten Dinge: das Gerät selbst, Ladenetzteil, USB-Kabel, eine Schutztasche, ein Wlan-Modul, ein Schraubendreher sowie Ersatzschrauben und schließlich noch ein gedrucktes englisches Handbuch.

Das ist im Karton ... sogar ein gedrucktes und verständliches Handbuch!

Jawoll! Ein gedrucktes Handbuch. Und zwar ein vollständiges. Dass ich so etwas noch einmal erleben darf! Nirgends eine CD.

Da wirkt das Hyperdrive Colorspace UDMA2 dann konsequnterweise ebenfalls wie ein aus der Zeit gefallener PDA, der sich erfolgreich jedem Designpreis zu widersetzen weiß. Oder wie ein Gameboy für Darth Vader. Auf seine Art vermutlich eine Art von Diebstahlsicherung. Der nicht minder sperrige Name dieses bizarren Monolithen bezeugt eindeutig die gerne im Westen übersehene chinesischer Vorliebe für schwerfällig-technoide Namen weit abseits jeglicher asiatischer Wortschönheit. Insofern darf man das Gerät getrost als gelungenes multimodales Kunstwerk betrachten. Name follows form, follows function.

Viel Auswahl gibt es beim Hyperdrive Colorspace UDMA2 außer in Bezug auf die verbaute Festplattenkapazität nicht. Ich habe mich für die Variante HDU2-000 ganz ohne Festplatte entschieden und ein Samsung 1TB 2.5"-Plättchen rasch und einfach selbst eingebaut. Der Verpackung liegt freundlicherweise ein passender Schraubendreher sowie zwei Ersatzschräubchen bei. Einfach die beiden Schrauben der hinteren Abdeckung lösen (wie in der Anleitung links zu sehen), eigene Festplatte so einlegen, dass sie im Anschluss steckt, Deckel wieder aufsetzen, zuschrauben, fertig.

Ach ja: vorher noch die Transportsicherung am Akku entfernen. Aber darauf weist der beiliegende Zettel unübersehbar hin.

Die Festplatte formatiert man einfach und schnell direkt im Gerät selbst. Dazu existiert ein entsprechender Menüpunkt. Weiterhin zeigt die Firmware auch S.M.A.R.T-Daten der Festplatte an.

Der verwendete LiPo-Akku mit 2600mAh ist eine gängige Bauform, so dass man ihn selbst problemlos austauschen kann, wenn er irgendwann einmal seine Kapazität verliert. Der Akku wird im Gerät geladen, dazu liegt ein eigenes Netzteil bei. Ein Laden über den USB-Anschluss ist hingegen nicht möglich. Das ist leider weniger schön, weil so immer noch ein extra Netzteil mit auf die Reise muss und natürlich auch verloren gehen kann. Ironischerweise liefert das Netzteil 5V bei 2A, also hätte man hier auch gängige USB-Netzteile nehmen können.

Weiterhin liegt noch eine Neopren-Hülle der Packung bei, die das Gerät und vor allem das Display auf Reisen vor Kratzern schützt. Leider fungiert die Hülle wirklich nur als Kratzschutz, denn sie bietet keinen Platz für das Netzteil, das Wlan-Modul sowie eventuell noch ein USB-Kabel. Dafür aber die Möglichkeit, sie an einem Gürtel zu befestigen. Also doch alles mit in die Fototasche.

Die gedruckt beiliegende kompakte und reich bebilderte Anleitung führt in klar verständlichem(!) Englisch durch die Gerätefunktionen. Außerdem findet sich im Karton auch noch ein Wlan-Modul, das man bei Bedarf seitlich anstecken und darüber per Browser auf das Gerät zugreifen kann.

Kartenfresser in der Praxis


Schaltet man das Gerät ein, so erscheint nach wenigen Sekunden eine überschaubare Oberfläche, in der man mit dem Cursorring sowie der mittleren Taste (OK) umher navigiert. Die Benutzbarkeit ist in Ordnung, wenn auch an manchen Stellen leicht eigensinnig. Ich gebe zu, dass ich zuerst versehentlich das Gerät durch Antippen der Anzeige bedienen wollte. So modern ist der Monolith leider nicht.

Die eigensinnige Bedienung bekam ich bei meinem Versuch zu spüren, die Firmware des Gerätes erst einmal gleich zu Beginn zu aktualisieren: alle Versuche schlugen immer fehl. Zum Glück half mir der Kundendienst von Sanho rasch per Live-Chat auf die Sprünge: man darf das Laufwerk mit der Updatedatei nicht mit der zentralen OK-Taste auswählen, sondern mit dem Cursor nach rechts. Erst daraufhin kommt man überhaupt erst in die Lage, die gewünschte Firmware-Datei auszuwählen. Drückt man hingegen einfach OK, dann meckert das Gerät, dass es nichts öffnen könnte. Autsch. Aber angesichts des online erreichbaren Kundendienstes kann ich wahrlich nicht meckern.

Schluckt SD- und CF-Karten, um sie auf der eingebauten Festplatte zu sichern.

Danach stand einem ersten Testlauf nichts mehr im Weg: eine SD-Karte mit Video- und Fotodateien in den seitlichen Schlitz gesteckt und dann im Menü «Import» gewählt. Aus Faulheit habe ich hier alles importiert ... man kann aber auch gezielt nur einzelne Verzeichnisse und deren Unterverzeichnisse auf die Festplatte saugen. Zudem gibt es einen inkrementellen Import, bei dem nur noch die neu hinzugekommenen Dateien gesichert werden.

Beim Import von SD-Karten kommt das Gerätchen maximal auf einen Durchsatz von circa 17 MByte/s. Das Einlesen einer kompletten 32GB-Karte dauert damit rund eine halbe Stunde. Das ist nicht nur im Vergleich zu meiner Wlan-Festplatte ein praxistauglicher Wert. Die 17 MByte/s sind allerdings auch der Anschlag, mehr geht auch bei schnellen SD-Karten nicht.

Die vom Hersteller angegebenen 27-28 MByte/s hat das Gerät mit den von mir verwendeten Speicherkarten nicht einmal ansatzweise erreicht. Selbst mit meinen nachweislich flotten SanDisk Extreme microSD-Karten blieb es beim Anschlag bei 17 Mbyte/s. Mit meinem USB-3.0-Kartenleser lassen sich diese Speicherkarten hingegen nachweislich schneller auslesen.

32GB sind in rund einer halben Stunde im Monolithen.

Auch wenn es auf dem Foto einen anderen Anschein hat: das Einlesen von SD-Karten ist selbverständlich auch im Batteriebetrieb möglich. Beim Import erscheinen im Display zwar verkürzte Dateinamen, auf der Festplatte landen hingegen die unverkrüppelten und vollständigen Dateinamen.

Zu Hause entsichern...


Ist man schließlich von seinem Ausflug wieder mit betanktem Gerät zurück, dann lassen sich die Dateien einfach direkt per USB-Kabel mit rund 40 MByte/s beispielsweise am PC auslesen. Alternativ kann man das zwar auch per Wlan versuchen ... aber das ist bekanntermaßen derart langsam, dass dieser Weg nicht wirklich praxistauglich ist.

Der Hersteller gibt für den USB-Betrieb übrigens lediglich 33 MByte/s an. Mein KDE-Linux ermittelte hingegen den höheren Wert von rund 40 MByte/s. Beim Anschluss per USB erscheint die Festplatte direkt als normaler Massenspeicher, der mit einem FAT-Dateisystem formatiert wurde.

Wlan


Die Wlan-Funktion ist übrigens wie bereits oben kurz angedeutet separat, dazu liegt in der Box noch ein kleines Wlan-Modul, das an der rechten Seite in eine Erweiterungsbuchse gesteckt wird. Darüber kann man dann auch unterwegs auf die Dateien auf der Gerätefestplatte zugreifen, wenn man beispielsweise in abendlicher Runde die Bilder des Tages am Tablet betrachten möchte.

Das Gerät fungiert dann als Access Point. Auf Wunsch bucht sich das Gerät aber auch in einen bestehenden Access Point ein. Allerdings macht die Wlan-Funktion im wahrsten Sinne des Wortes einen nachträglich angesteckten Eindruck. Zudem frisst sie recht viel Strom.

Fazit


Möchte man unterwegs auf Reisen sein Foto- und Videomaterial sichern, ohne dazu ein Notebook mitzunehmen, dann bleibt kaum Auswahl. Das Sanho Hyperdrive Colorspace UDMA2 ist kompakt und bietet genau die gewünschte Funktion: das Sichern von SD- und CF-Karten in akzeptabler Geschwindigkeit und zu einem noch so erträglichen Preis.

Neben der eigentlichen Grundfunktion besitzt das Gerät noch ein paar weitere Funktionen, auf die ich hier aber nicht weiter eingehe, so unter anderem eine Dateiverwaltung sowie einen Fotobetrachter.

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