2014/04/18

Canon G30 Unterwasserkanone einrichten

Für das Filmen mit der Canon LEGRIA HF G30 insbesondere unter Wasser haben sich bei mir bereits schon während meiner ersten Gehversuche ein paar Einstellungen als wesentlich und hilfreich herauskristallisiert.

Deshalb stelle ich einfach hier einmal meine Kamera-Einstellungen für die G30 für das Filmen unter Wasser vor. Ich sehe sie als Anregung (nicht) für andere G30-Anwender und freue mich über deren Erfahrungsberichte und Tipps für G30-Einstellungen.

Einstellungssache


Kanonenkonfigurationskarte.
Leider bietet die HF G30 wie so furchtbar viele andere Kameras keine Möglichkeit, mehrere komplette Sätze aller Kamera-Einstellungen nebeneinander abzulegen und sie später je nach Einsatz unter oder über Wasser wieder schnell abrufen zu können. Aber ich bin ja schon froh, dass die G30 das Speichern und Wiederherstellen ihrer Konfiguration überhaupt erlaubt. GoPro hat das bis heute nicht kapiert, dabei wäre diese Funktion so einfach in die GoPro-App einzubauen.

Bei einem Prosumer-Gerät wie der G30 wäre der Wechsel zwischen mehreren Konfigurationsprofilen nun wirklich sinnvoll. Man kann aber leider bei der HF G30 immer nur einen Satz Einstellungen pro einzelner Speicherkarte abspeichern und laden ... das auch nur auf die Karte im Karten-Steckplatz B. Da helfen auch zwei Steckplätze nicht wirklich weiter. Sehr umständlich.

Aber es gibt zumindest einen praktikablen Ausweg: einfach zwei ausrangierte SD-Karten nehmen, deren einziger Zweck darin besteht, die unterschiedlichen Konfigurationen der Kamera vorrätig zu halten. Also eine erste Karte mit den Voreinstellungen für das Filmen über Wasser (trockene Karte), sowie eine zweite Karte mit den Voreinstellungen für das Videografieren unter Wasser (nasse Karte).

Hoppla. Ich klinge ja schon wie eine Patentschrift!

Handarbeit [M]


(Nicht nur) Unter Wasser: Manual Mode
Die folgenden Einstellungen beziehen sich auf das Filmen mit der HF G30 in der Betriebsart [M] (wie Manuell). Aktiviert wird sie mit dem rechten Schiebeschalter oben auf der Kamera, direkt neben der Zoom-Wippe.

Nur in dieser Betriebsart sind eine Reihe von wesentlichen Einstellungen und Eingriffen überhaupt erst möglich. So kann man nur hier dem automatischen Weißabgleich entfliehen und unter Wasser auch zu durchaus ansehnlichen Farben kommen.

Trotzdem sind eine Reihe nützlicher Teilautomatiken weiterhin aktiv, die sich aber auf Wunsch entweder beeinflussen oder abschalten lassen. In jedem Fall ist man in der Betriebsart Manuell nicht komplett auf sich selbst gestellt, sondern kann genau dort eingreifen, wo es jeweils mit der reinen Automatik knirscht.

Ein Hoch auf Bild- und Bitrate...!?


Die G30 bietet mit Blick auf die Ablage der aufgenommenen Videobilder ein bisschen Auswahl. Da ist zunächst einmal das Dateiformat, in dem ich meine Szenen speichern möchte. Vereinfacht gesagt, verwenden die bei der G30 zur Verfügung stehenden Filmformate AVCHD und MP4 beide unter ihren Hauben den gleichen Videocodec H.264. Allerdings unterscheiden sich die beiden Formate trotzdem noch, und zwar in ihren diversen internen Feinanpassungem, auch als «Profile» bezeichnet.

Leider gibt Canon dazu aber keine Informationen heraus. So lässt sich deshalb auch nicht einfach so sagen, welches Format bei gleicher maximaler Bitrate die «besseren» Bilder liefert. Viele Faktoren fließen hier mit ein. Und nicht zuletzt spielt auch die jeweils für den Schnitt benutzte Software noch eine Rolle.

Grundsätzlich filme ich unter Wasser immer in der vollen HD-Auflösung mit 1920×1080 Bildpunkten, nur als Vollbilder ohne Zeilensprung (ist der immer noch nicht tot?!). Also 1080p, mit 25 Bildern pro Sekunde. Auch wenn die G30 vollständige 50 Bilder pro Sekunde schafft, vermeide ich bewusst unter Wasser die höhere Bildrate. Damit kann die Kamera mit längeren Belichtungszeiten arbeiten und so vermeiden, die elektronische Verstärkung der Signale des Bildwandlers zu weit aufzudrehen. Ich vermeide damit, dass in schwierigen Ausnahmesituationen das Farbrauschen deutlich bemerkbar wird.

Bisher habe ich bei meinen Probeaufnahmen mit der G30 zwischen Filmmaterial im AVCHD-Format und im MP4-Format zumindest für 1080p, 25fps, 25MBit/s keine wirklich auffälligen Unterschiede erspähen können. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das MP4-Profil etwas ruhigere Kanten produziert. Aber das ist vielleicht auch nur ein sehr subjektiver Eindruck.

Also im [MENU], Reiter [Film] einstellen:
  • Das Filmformat auf MP4 einstellen. 
  • Den Aufnahmemodus auf 24 Mbps einstellen.
  • Die Aufnahmeart Doppel-/ Fortl. Aufn. auf Fortlaufende Aufnahme stellen. Damit schaltet die G30 automatisch auf die andere Speicherkarte um, sobald die momentan benutzte Speicherkarte voll ist. Das geschieht nahtlos ohne Verlust von Bildern. 

Die Bildrate ist in dieser Aufnahmeart (Format und Bitrate) nicht wählbar, sondern fest auf 25 Bilder pro Sekunde eingestellt. Die sowieso arg beschränkte Zeitlupe oder Zeitraffer sind nicht anwählbar.

Der Weißabgleich


Egal, was man mir alles erzählt ... in meiner Praxis habe ich noch keinen unter Wasser in unseren Gefilden funktionierenden vollautomatischen Weißabgleich gesehen. Sich die HF G30 reiht sich da nahtlos in die Gurkentruppe ein. Das haben meine ersten Gehversuche mit der G30 im Happurger Baggersee deutlich gezeigt. Zugegeben, unsere heimischen Gewässer sind anspruchsvoll. Schlechtes Licht, viele Schwebstoffe und Algen im Wasser. Aber eben auch die Realität abseits der Postkarten-Motive.

Etwas vermisse ich deshalb bei der G30 doch, was mir bei den HD Heros der dritten Generation in der Bild-Nachbearbeitung sehr geholfen hat. Nach diversen Irrungen und Wirrungen hatte GoPro bei der HD Hero 3 etwas sehr Kluges getan: die Möglichkeit eingebaut, den grottenschlechten Weißabgleich komplett abzuschalten. Damit pfuschte dieser nicht mehr im Videomaterial herum und ich konnte bequem in der Nachbearbeitung den Farbeindruck nach Bedarf einstellen.

Diese Möglichkeit der Totalverweigerung bietet die Canon HF G30 zwar nicht. Aber dafür kann man bei der G30 den Weißabgleich entweder auf eine bestimmte Farbtemperatur in 100K-Schritten einstellen. Oder man kann jederzeit recht unkompliziert einen manuellen Weißabgleich starten, wobei danach die dabei ermittelte Farbtemperatur beibehalten wird.

AWB in der harten Happurger Praxis


Jetzt ist es aber Zeit für zwei Beispiele. Zuerst einmal beginnen wir mit dem automatischen Weißabgleich AWB der G30, der sich im Happurger See einmal blamieren darf. Mit etwas Grading kommt man aber noch zu (zumindest eingeschränkt) verwendbaren Ergebnissen. GoPro kann das noch deutlich besser, nämlich so, dass kein Grading im Post mehr hilft.

Canon HF G30 mit AWB im Grünwasser des Happurger Baggersees.

Der manuelle WB im Happurger-Test


Zwar lässt sich bei der G30 der Weißabgleich, wie oben angesprochen, nicht abschalten. Aber schauen wir doch einmal, was ein manuell angestoßener Weißabgleich ergibt. Erstaunlich ... es geht doch?!

Canon HF G30 mit manuellem Weißabgleich.

Allerdings muss man diesen Abgleich bei jedem Szenenwechsel erneut durchführen. Ätzend. Wahlweise kann man sich auch eine feste Farbtemperatur für den Weißabgleich einstellen. Damit muss man zwar im Post auch noch die Farben nachbehandeln. Aber wegen der vielen Trübstoffe im Baggersee muss der Kontrast sowieso unter's Messer.

Einstellungssache


Das Ikelite-Gehäuse für die G30 bietet den Zugriff auf die beiden weitgehend frei zuweisbaren Tasten (3) und (4). Ich habe mir auf die Taste (3) den Zugriff auf den beziehungsweise die Auswahl des Weißabgleich gelegt. Dahinter verbirgt sich die Auswahl der verschiedenen Arten von Weißabgleich. Nicht nur für das Filmen unter Wasser sind nur diese Arten interessant, denn sonstigen Schrott kann man getrost ignorieren...
  • K: hier kann man die Farbtemperatur selbst in Schritten von 100K einstellen. Ermöglicht noch am ehesten, einen neutralen Farbeindruck zu erzielen, um dann im Post den gewünschten Eindruck hinzupuzzeln.
  • Einstellungen 1 und 2: führt einen einmaligen Weißabgleich anhand des aktuellen Kamerabilds durch und stellt die dabei ermittelte Farbtemperatur ein. Funktioniert auch unter Wasser recht gut, ist aber trotzdem kein Allheilmittel.
  • AWB (Automatik), sofern es die Licht- und Wasserbedingungen zulassen.

Die Taste (4) steuert bei mir die sogenannte Weißabgleich-Priorität (ein fürchterlicher Begriff). Damit schaltet man schlicht und ergreifend schnell und einfach zwischen dem automatischen Weißabgleich und dem jeweils (vor-) abweichend ausgewählten (speziellen) Weißabgleich hin und her. Den jeweiligen speziellen Weißabgleich wählt man mit der Taste 3 aus.

Also stelle ich im [MENU] und dann im Reiter [Werkzeug] nun ein:
  • Taste (3) zuweisen mit FUNC. Weißabgleich. Hierüber wählt man die abweichende Art des Weißabgleichs aus.
  • Taste (4) zuweisen mit WB Weißabgl.-Priorität. Hiermit wechselt man zwischen dem automatischen Weißabgleich (AWB) und der jeweils abweichend ausgewählten Art des Weißabgleichs.

Schön Bunt ... die Farbsättigung


Vermutlich bin ich doch durch GoPros Hang zu saturierten Farben schon verdorben. Canon hingegen kann man wahrlich nicht vorwerfen, sich übermäßig an den Farbtöpfen zu bedienen. Ich habe deshalb die Farbsättigung meiner G30 auf +2 gestellt. Aber keine Angst, bei Canon wird damit die Farbsättigung kaum merklich angehoben, die Farben wirken nicht mehr ganz so distanziert neutral.

Für uns GoPro-Verpeilte gilt es also, dieses Mal lediglich [FUNC] aufzurufen.
  • Bildeffekte, dort dann die Farbtiefe auf +2 setzen. Es erscheint dann als Hinweis eine Farbtube (!) mit einem C wie Color dahinter.

Der Rest der Einstellungen kann jeweils auf 0 gestellt bleiben. Eventuell lohnt es sich, die Schärfe ein wenig zurück zu nehmen.

Viel hilft nicht immer viel


Generell begrenze ich beim Filmen sowohl unter als auch über Wasser die automatische elektrische Verstärkung des Kamera-Bildes auf +18dB oder +10dB (sehr konservativ). Dadurch wird in Szenen mit wenig Licht vermieden, dass die Kamera die Nachverstärkung soweit aufdreht, dass das Farbrauschen allzu deutlich sichtbar wird. Insbesondere werden damit deutliche farbige Flecken vermieden (Chroma-Rauschen).

Das Bild bleibt dadurch zwar dunkler, leidet aber nicht so sehr in seiner Qualität. Die Helligkeit lässt sich in Grenzen immer noch in der Nachbearbeitung anpassen. Wen das verbleibende Farbrauschen stört, kann auch dieses bei Bedarf noch in der Nachbearbeitung mit entsprechenden Software-Werkzeugen reduzieren.

AGC Max


Canon HF G30: AGC darf bis zum Maximum aufdrehen ... die Tapete hat schöne Flecken! Ach ja: f/1.8.

Mei, hat meine Tapete aber Flecken! Das rauscht ja noch schlimmer wie eine GoPro ...  also so kann man die G30 wirklich nicht alleine lassen. Ich will für den dreifachen Preis einer H3 Black Edition nicht auch das dreifache Farbrauschen haben. Ganz offensichtlich ist es das Supergrundrecht auf Farbrauschen, das wir hier in seine Grenzen weisen müssen.

Damit mir hier aber keiner (CSU?) Parteilichkeit vorwerfen kann, also gleich noch die HD Hero 3 Black Edition zum Vergleich. Hier als 1:1 Ausschnitt.

GoPro HD Hero 3 Black Edition ... auch hier hat die Tapete viele Blümchen! Und: das Bild ist krumm. f/2.8.

Ein Scaledown von 2.7K auf 1080p erbringt keine sichtbare Verbesserung, wie man es vielleicht infolge der Mittelung beim Skalieren erwarten würde. Ich habe den Scaledown daher hier weggelassen.

AGC 18dB


Canon HF G30: AGC maximal 18dB. f/1.8

Links das Original-Material frisch aus der Video-Datei. Rechts habe ich die Tonalkurve für die Helligkeit angehoben. Das zeigt exemplarisch, was noch im Post noch zu holen ist, ohne dass das Bild zu deutlich posterisiert wird. Kein Wunder, aber noch brauchbar. Wenn man mit dem schon schwach erkennbaren Farbrauschen leben kann. Diese Entscheidung hängt sicherlich vom Verwendungszweck des Filmmaterials ab.

Für eine Dokumentation darf es auch einmal ordentlich rauschen, damit der Zuschauer auch sieht, welche Mühen der Kameramann auf sich nimmt. Wer eher Wert auf eine Bild-Ästhetik liegt, die sich nicht in ungeplanten Blümchenmustern ergeht, der wird zumindest mit einer AGC-Grenze von 18dB nicht zu arg gefoppt.

AGC 10dB


Und nun wird's arg dunkel ... aber dafür kaum mehr Rauschen sichtbar. Und nein, das hängt hier nur mittelbar durch das Begrenzen der Verstärkung zusammen. Tatsächlich rauschen Kameras ohne Begrenzung gerade auch im Dunkeln arg.

Allerdings ist im Post bei einer AGC-Grenze von 10dB auch praktisch kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Es sind einfach zu wenig Helligkeitsunterschiede im Ausgangsmaterial, da tritt Posterisieren rasch ein, sobald man etwas zu forsch an der Tonalkurve zupft. Also lieber alles im Düsteren lassen ... aber wenigstens verhageln einem nicht die wabernden bunten Blümchen die Bildstimmung.

Canon HF G 30: AGC maximal 10dB. f/1.8

Anmerkung: In jedem Fall ist ein Vergleich der Canon HF G30 mit einer GoPro HD Hero 3 Black Edition im wahrsten Sinn des Wortes erhellend. Die Hero rauscht genüsslich vor sich hin, während sich die G30 wenigstens im Zaum halten lässt. Allerdings ist beim 1/2.3" Sensor mit (effektiven) 4000×3000 Pixeln der Hero 3 im Vergleich zum 1/2.8"-Zoll Sensor der G30 auch nichts anderes zu erwarten. Auch wenn die Sensorfläche der G30 etwas kleiner als die der H3/3+ ist, so belegt die G30 diese mit lediglich einmal effektiven 2136×1362 Pixeln. Weiterhin liegen zwischen der Qualität der Optiken einer Hero 3/3+ und einer G30 ganze Galaxien. Das sieht man in Situationen mit Normallicht. Der Kölner weiß schon lange, dass 3 mal Null immer noch Null ist, da hilft auch eine 33% bessere Optik nüscht. Trotzdem liefert die Hero 3 noch verdammt gutes Material.

Also geht es wieder rein in [FUNC]:
  • AGC Grenze, dort zunächst [M] wählen und dann die Verstärkungsgrenze von beispielsweise 18dB einstellen. Oder irgendwas zwischen 10dB und 18dB.

Zoom, zoom...


An Land ist die Zoom-Wipptaste der G30 eine feine Sache. Mit dem Drehknopf des Ikelite-Gehäuses lässt sich die Wippe aber leider nicht mehr allzu feinfühlig bedienen. Insbesondere reicht die Federkraft der Wippe nicht aus, den nicht eingeplanten Drehknopf zurück zu stellen. Man zoomt also anfangs schnell über die gewünschte Einstellung hinaus. Auch die vom Wippendruck abhängige Zoom-Geschwindigkeit ist unter Wasser wenig hilfreich. Bei meinen ersten Versuchen unter Wasser rauschte ich immer quer durch den Zoom-Bereich, um in den Endlagen zur Ruhe zu kommen.

Also bremse ich für den Einsatz unter Wasser den Zoom ordentlich ab, dazu geht es im [MENU] zum Reiter [Kamera]:
  • Zoom-Geschwindigkeit auf Langsam.
  • Geschwindigkeit des Zoom-Reglers auf [CONST], Stufe 13 (von 16). Wem das zu langsam ist, der sollte die Zoom-Geschwindigkeit stattdessen auf Normal und eine niedrige Stufe einstellen.
  • Highspeed-Zoom auf Aus [OFF].

Natürlich bleibt der Digital-Zoom aus. Aber das hat Canon freundlicherweise bereits für mich erledigt ... im [MENU] zum Reiter [Kamera]:
  • Digital-Zoom auf Aus [OFF].

Abschaltautomatik


Nachdem die Abschaltautomatik mich beim ersten Probetauchgang gleich im unpassenden Moment ärgerte, weiß ich wieder, warum ich die bei den GoPro HD Heros immer ausgeschaltet hatte. Also im [MENU], Reiter [Werkzeug]:
  • Abschaltautomatik auf Aus [OFF].

Soweit also meine persönlichen Einstellungen an der G30 für das Filmen unter Wasser. Zur Erinnerung verweise ich hier noch einmal auf meinen Blogbeitrag, wie man zwischen verschiedenen Kamerakonfigurationen mit Hilfe von Konfigurationskarten wechseln kann.


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